Traditionelle chinesische Künste wie Taijiquan und Qigong
dienen der Entwicklung Innerer Kraft. Sie haben über
die Jahrhunderte viel von ihrer Finesse der
"Inneren Verbundenheit" eingebüßt. Die acht Nairiki-No-Gyo werden bezeichnet als "vom Himmel inspirierte Lehren Innerer Kraft".
Haben sich aus China stammende Qigong-Systeme wie die japanischen "NAIRIKI" im
bewahrenden KORYU-Rahmen der Tradition vielleicht effektiver erhalten? Kann man sie
in der Lehrer-Ausbildung nutzen?
Verbände, Schulen und Lehrende, die mit fragwürdigen Behauptungen auf Kundenfang gehen, gibt es zunehmend auch in Deutschland. Das Yang-Stil-Taijiquan wird häufig beworben mit Slogans wie "traditionelle Familien-Form". Gemeint ist damit oft die modernisierte Form von Yang Chengfu - genauer gesagt, die dritte und letzte Abänderung des Meisters kurz vor seinem recht frühen Tode 1936.
Doch ein solcher Werberummel fällt seinen Strategen zunehmend auf die Füße angesichts der Fülle von neuerer Forschung und der steigenden Zahl von Lehrenden, die wie der Dt. Taichi-Bund (DTB e. V.) mit einer offeneren Weltsicht arbeiten. Statt sich wie Glaubensgemeinschaften auf "gefühlte Fakten" zu stützen, zeigt ihnen ein einfacher Faktencheck, dass es sich weder um "traditionelles Tai Chi handelt noch dass die Familie Yang ein einheitliches Tai Chi betreibt oder gar lehrt!
Es wird angesichts dieses "Yang-Chengfu-Hypes" zu wenig berücksichtigt, dass es Fotos des "Frühen Yang Chengfu" von 1925 gibt, die weder im Einklang stehen mit seiner späteren Ausführung noch mit der Form, die gemeinhin als die älteste, belegbare Familienform angesehen wird. Dies ist die Yang-Shouchung-Form, die er in Hongkong lehrte und die auf Youtube publiziert wurde. Nachdem nun auch die originalen Fotos der ältesten Yang-Chengfu-Form mit einem Video publiziert sind, soll dies hier kommentiert werden.
Von wem hat Yang Chengfu diese Form gelernt? Infrage kommen sein Vater Yang Chienhou, sein Onkel Yang Banhou und sein älterer Bruder Yang Shaohou, der wohl von Yang Banhou lernte und ihm im Temperament ähnelte. Obwohl diese Frage wohl nicht zu beantworten ist, bleibt klar, dass es die Familienform sein muss. Dann stellt sich die nächste Frage, ob Yang Chengfu auf seinen frühen Fotos bereits etwas verändert hat oder nicht. Auch diese Frage lässt sich nicht beantworten. Damit im Zusammenhang steht, ob Yang Chengfu dabei noch dieselbe Wushu-Zielsetzung wie seine Vorfahren hatte. Denen ging es um Kampfkunst und um die Entwicklung der Inneren Kraft "Qi". Solche Übungen haten sich in form der "Nairiki" bekanntlich in der japanischen Kampfkunst Jujutsu erhalten. Mehr zu deren Prinzipien www.shindo-yoshin-ryu.tai-chi-verband.de. Oder ging es auch dem frühen Yang Chengfu schon um Abgrenzung zum Shaolin, Kommerz und den Zeitgeist, der alles "äußere", aus dem Ausland stammende verdammen wollte?
Zu konstatieren ist eine beachtliche Komplexität, bei der mehrere Bereiche verwoben sind. Im Zentrum stehen die Zehn Prinzipien
Die
lange Zeit geheimen Überlieferungen des traditionellen Yang-Stils bilden
seit Yan Luchans Weiterentwicklung der im Chen-Dorf gelernten
Kampfkunst-Anwendungen die Basis des Familien-Tradition. Als dann noch die
im Besitz der Wu-Familie befindlichen Klassischen Schriften der Familie Yang
zugänglich gemacht wurden, war das "Yang-Familien-Tafelsilber" perfekt. Die
Einschätzung von Yang Chengfu, mit ihm sei das Optimum der Langform erreicht
und weitere Veränderungen würden zu einem Disaster führen, erhöhte noch den
Nimbus des Einzigartigen - jedenfalls für Laien. Hinter den Kulissen
erkennen Experten jedoch unschwer inszenierte Täuschung und Klitterung. In
der Etikettierung "Traditional Tai Chi" liegt grundsätzlich die Gefahr von
Irreführung von Nicht-Fachleuten, die in gutem Glauben auf der Suche
sind nach der Ursprünglichkeit der "wahren" oder "klassischen"
Yang-Stil-Form. Seit der Veröffentlichung von Yang Chengfus frühen Fotos (ca. 1918)
diskutiert man in der Wushu-Fachwelt die Vorteile und Nachteile von
Abänderungen des traditionellen Yang-Stils. Auch heute noch rätseln in
diesem Zusammenhang Verbände weltweit über Yang Chengfus Ausführung. Sie
wird oft als befremdlich und überraschend eingestuft - kein Wunder, denn sie
haben "nicht überlebt": Keine heutige Organisation, die ihr Tajiquan als
"traditionell" einstuft, folgt dieser Variante. Warum das so ist, muß
ungeklärt bleiben. Siehe dazu die Expertise des Dt. Taichi-Bundes. Diese
deutsche Bundesvereinigung gilt manchen als "Zentral-Verband für das
Yang-Chengfu-Taijiquan" und seine Distanzierung vom angeblichen "Traditional
Yang Family Taijiquan (WorkgroupYang
Chengfu Tai Chi Center) und
Traditionelles Tai Chi Chuan / Traditional Tai Chi Chuan.
Siehe Taijiquan-Ausbildung Göttingen .
Dem DTB ist die Qualität seiner Trainer sehr wichtig. Durch spezielle Fortbildungen sind sie in der Lage, die Defizite "geschlossener Weltbilder" bei Anbietern schnell zu erkennen und zu beschreiben. Deren angebliche Kompetenz sollte man stets kritisch sehen - es fehlt häufig die wünschenswerte Expertise, Autorität und Glaubwürdigkeit. Dies gilt auch für die Region Hannover. Fakten spielen bei vielen Schulen keine entscheidende Rolle. Gerade bei Lehrerausbildungen wäre es falsch, "gefühlten Fakten" eine zu große Wichtigkeit einzuräumen! New-Age-Gurus und sekten-artige Glaubensgemeinschaften sind für das anspruchsvolle Thema m. E. keine empfehlenswerte Adresse. Weiterlesen: Qigong-Tai-Chi-Pushhands-Ausbildung Hannover.